Matthias berichtet 2018 09/2018

Der Käfer hat vielleicht eine Beziehung zur Maria?
Was alles los ist in der Welt!
Unser syrischer Mitarbeiter Issam, ich berichtete einmal von ihm, der jetzt schon zwei Jahre mit dem Packerteam an unseren Biokisten arbeitet, er ist vom Krieg in seiner Heimat nun absolut betroffen! Sehr drastisch sogar. Seine Schwester, die drei Kinder hat, wurde bei einem Bombenangriff der Regierungstruppen getötet! Issam hat in Syrien eine eigene Familie, Frau und Kind, und auch seine Mutter. Sein Vater ist im Gefängnis getötet worden. Seine Schwester lebte mit ihrem Mann und Familie in einem Dorf in der Nähe. Während die Schwester älteren Menschen half, was sie wohl häufiger tat, wurde das Wohnhaus in dem sie sich aufhielt von einer Bombe getroffen. Ihre Familie war zu Hause und überlebte den Angriff.
Nun ist unser Issam noch unruhiger als zuvor. Er hat große Sorge um seine Mutter und seine Familie. In Syrien ist es wohl absolut üblich, dass der einzige Sohn, der er ist, sich um die Mutter kümmert. Eine Frau ohne Ehemann und Sohn hat es dort, besonders im Krisengebiet, sehr schwer zu überleben. Da nun die Schwester auch nicht mehr helfen kann, möchte Issam sofort nach Syrien. Das geht aber eigentlich gar nicht. Er würde an der Grenze sofort festgenommen. Vermutlich müsste er sogar ins Gefängnis, vermutlich würde er auch zur Armee des Präsidenten eingezogen werden, um dann dort seine eigenen Verwandten zu bekriegen.
Ist das nicht ein Dilemma? Er will nach Syrien. Wir bemühten uns in den letzten Monaten, dass er den deutschen Pass bekommen sollte. Dieser ist wichtig, so sieht es aus, dass er seine Frau und Sohn nach Deutschland holen könnte. Das war lange sein größter Wunsch. Das ist aber bislang nicht geglückt, wir kennen ja die Diskussion in der Politik, insbesondere der konservativ denkenden Politiker, die keinen Familiennachzug möchten. Vielleicht braucht es deshalb so lange mit den Papieren? Wir wissen es nicht. Für Issam ist es unmöglich seine Mutter in Syrien zurückzulassen. Schon mehrere Wohnungen hat er sich hier für seine, noch in Syrien lebende Familie, bis sogar nach Krefeld, angeschaut! Uns wurde schon recht mulmig bei dem Gedanken, dass er bereits einen Mietvertrag unterzeichnete, obwohl noch völlig unsicher war, ob seine Familie überhaupt kommen könnte. Er wollte alles wunderbar vorbereiten, sogar Möbel lagerten wir schon auf dem Hof für ihn ein.
Nun aber ist Issam jetzt häufig unterwegs, in Kleve und Berlin, Botschaften und Behörden, um herauszubekommen, ob er Papiere bekommt und irgendwie nach Syrien reisen kann. Wir können ihn kaum beruhigen.
Qualitätsverständnis–Fragen
Ich erzähle das auch deshalb, weil Issam ja am letzten Packplatz die Biokisten packt, weil er der Kräftigste im Team ist. Dort muss er zum Schluss unserer Biokisten– Packstrasse die Kisten stapeln, was viel Kraft am Tag fordert. Auch muss er die Salate, Tomaten und die empfindlicheren Erzeugnisse oben in die Kisten packen.
Ist es unverständlich, dass er ein anderes Qualitätsverständnis hat, wenn sein Dorf in Syrien Hunger leidet? Wir sprachen häufiger mit Ihm darüber, er wollte auch verstärkt auf die Qualität achten. Es scheint ihm nicht gut gelungen zu sein.
Ich möchte mich dafür entschuldigen wenn Sie Waren mit Qualitätsmängel bekamen. Wir werden die Waren umgehend gutschreiben, wenn sie uns gemeldet werden.
Zur Zeit hat Issam frei. Er versucht alle nötigen Unterlagen zusammen zu tragen, um schnellstmöglich nach Syrien zu kommen. Vielleicht bleibt er aber noch ein paar Wochen. Vielleicht fährt er bald nach Syrien. Es ist nicht einfach für uns, sich in die moslemische Welt in Syrien reinzudenken, oder?

Salate, Endivien
beginnt es beinah jedes Jahr; die Importware und die Qualitätsfrage. Ich denke, ich schrieb schon recht häufig darüber. Mal eben ins Archiv schauen.. Schon im Februar 2001, da hatten wir noch kein Internet, da gab es schon Qualitätsprobleme mit Möhren im Februar. Die eingelagerten Wurzeln hatten viele Flecken, nach dem sortieren blieben nur wenige übrig. Da bekamen dann die ganzen Möhren die Kühe zu fressen.
Gut, das geht nicht immer, dass die Kühe alles bekommen. Wir selber wollen ja auch satt werden. Und wir haben eben einen anderen Qualitätsanspruch als die Kühe. Dennoch bleibt die Frage der Qualität immer wieder aktuell. Wie kann es gelingen, dass die Bio– Erzeuger dauerhaft eine gute Qualität erzeugen, die dem Verbraucher gefällt. Stichwort Äpfel dieses aktuelle Jahr, die sehr wenig vorhanden sind und in einer ausgesprochen schlechten Qualität! Der Erzeuger macht nur Verluste dieses Jahr. Erst die sehr geringe Ernte, dann die schlechte Qualität. Äpfel werden nur in einer Saison geerntet. Danach hat der Obstbauer keine Einnahmen mehr. Der Salatgärtner hat eventuell noch weitere Pflanzen, die er ernten kann. Im Winter hat er dies aber auch nicht. Ist der Endivien geerntet, der zum Beispiel nur bedingt Frost verträgt, dann kann er nicht schnell weitere anbauen, da muss er erst auf das Frühjahr warten. Ist das kalt und nass, verzögert sich alles.
Salate möchten es schön haben
Salate sind empfindliche Gemüse. Sie haben gerne Sonne und Wind, nicht zuviel davon, mäßigen Regen, keine Staunässe, schon gar nicht, wenn die Salatpflanze jung ist, sie mag keine Kaninchen, Rehe, Käfer, Schnecken, Nagetiere, auch keinen Nebel oder diesiges Wetter und schon gar keinen Frost. Darum wird sie auch gerne im Gewächshaus angebaut. Eigentlich mag die Salatpflanze auch keine Herbizide, Fungizide, Moluskizide und Herbizide, die im gewöhnlichen Landbau eingesetzt werden, da ist sie auch empfindlich. Im Bio-Landbau gibt es diese Keulen nicht. Da können wir am Salat nicht sehr viel behandeln, weil er so kurzlebig und empfindlich ist. Aber der konventionelle Landbau hat es raus, das kann ich ihm nicht absprechen! Er produziert mit sehr viel chemischem Einsatz nach aussen sehr schöne Salate! Ja, das können die „Nicht– Bio– Gärtner“ wirklich gut! Sie sehen sehr schön aus. Auf Flächen rund um unseren Schniedershof wird sehr viel herkömmlicher Salat angebaut. Da sehe ich, wie sie mit dem Boden und den Pflanzen umgehen. Nur, ich würde sie ihnen nie und niemals abkaufen