Er sagt es aber nicht. Er geht weiter arbeiten. Zum Glück!
Frühling ist
Vermutlich gibt es wenig Menschen, die sich nicht auf Frühling freuen, oder?
Ich zumindest freue mich auf Ihn. Es gibt ja keine Jahreszeit, die mehr Leben gebiert. Ständig entsteht etwas neu. Oder kommt wieder zu uns, was im Winter verreist, z.B. die Schwalben. Letzte Woche schwebten sogar 4 Störche über unseren Schniedershof Himmel! Wo sie sich niederließen, weiß ich nicht. Aber es war für uns das erste mal, dass wir sie am Himmel gemeinsam auf Ihrer Reise sehen konnten. Letztes Jahr hatten wir ab und zu Besuch von einem Ihrer Vertreter auf unseren Flächen und an der Niers. Es war ja ein nasseres Jahr, was ihnen auch mehr Nahrung verschaffte. Dennoch beobachte ich, dass es die Vögel allgemein in unserer desolaten Landwirt-schaft schwer haben. Sorry, ich tue den anderen Wildtieren unrecht, nicht nur die Vögel! Die Tiere suchen Plätze wo sie leben können und freuen sich über jeden Bio Acker wo sie gut leben können. Dementsprechend sind die Tiere in unserer Welt ebenso Vertriebene, die schauen müssen, wo sie denn morgen wieder leben können. Wir benötigen dringend auch Lebensraum für die Wildtiere. Dazu benötigen wir zuerst einmal viel mehr biologische Landwirtschaft. Diejenigen Biobauern, die das Land biologisch bewirtschaften wollen, müssen aber auch in die Lage versetzt werden, die Böden langfristig bewirtschaften zu können. Um Naturschutz durchzuführen. Das können Sie meist nicht, weil die Ackerflächen zum großen Teil irgendwelchen Besitzern gehören, die mit der Bewirtschaftung der Böden nichts zu tun haben. Die Äcker und Böden sind nicht im Besitz derjenigen, die sie bewirtschaften. Sie gehören immer mehr Menschen, die mit ihrem Kapital wirtschaften, und nicht mit ihrem Boden und den Händen. Sie haben kein Interesse an Naturschutz und guten Nahrungsmitteln, denn die bringen kaum Rendite. Die Landbesitzer sind meist sehr skeptisch, wenn jemand biologisch wirtschaftet. Der Biobauer sieht ja die Aufgabe auf viele Jahrzehnte und nicht nur auf das folgende Jahr. Der Frühling sieht das ähnlich.
Das wäre dem Frühling gar nicht recht, wenn er zu uns käme und er erst fragen müßte, ob er an den Gehölzen oder Bäumen, dem Acker und Grasland, den Wäldern und Freiflächen, Platz nehmen darf um Knospen zu treiben. Er müßte ziemlich viel Bürokram machen, um erstmal herauszufinden, wem denn nun das Land gehört, auf dem er arbeiten möchte. Er bräuchte eine ganze Bürofirma. Dann käme vielleicht die Natur zu kurz. Ich kann mir auch vorstellen, dass dann der Frühling sagen wird; „Wißt ihr, ich meine es ja gut mit euch, denn wenn ich meine Arbeit nicht verrichten kann, dann sieht es zukünftig schlecht mit euch aus, ihr solltet mir also schon helfen. Wie soll denn das Getreide auf dem Acker keimen, der Obstbaum Früchte tragen, das Gemüse heranreifen, das Gras den Tieren dienen, die unendlich vielen Blüten den Insekten, wenn ich meine Arbeit nicht auf eurem Erden-Lande machen kann, weil ihr das Land an Menschen verkauft, die damit Gewinn erzielen wollen? Ist es MEINE Aufgabe,“ fragt der Frühling skeptisch, “ mir eine Erlaubnis beim Besitzer der Flächen zu holen, auf dem ich meine Frühlingsarbeit verrichten will, um den Land-Besitzer dann auch dafür zu bezahlen, damit dort sprießender Frühling sein kann? Wollt ihr das wirklich so?“ Es staunt der Frühling. „Erziele ich,“ - so fragt wohl der Frühling, - „irgendeinen Gewinn mit meiner Arbeit bei euch?“ Ihr könnt das gerne selber machen, könnte er noch hintenan setzen, oder? Er sagt es aber nicht. Er geht weiter arbeiten. Zum Glück!
Mit schönsten frühlingshaften Grüßen aus Wachtendonk grüßt Matthias Merholz