Matthias berichtet 2023 49/2023
Auch die Kartoffeln waren mal zugewandert, manche sind rot, manche weiß oder gelb
Auswandern/ Flucht
Milchvieh. Hier ein Ziegenstall eines Demeterhofes in Goch. Tiere erzeugen hochwertige Milch, benötigen aber entsprechend hochwertige Pflege. Es ist eben KEINE industrielle Massentierhaltung, daher sollten die Menschen den Umgang mit den Tieren können.
Mehrere Menschen arbeiten bei uns und in unseren Partnerbetrieben, die nicht hier in Deutschland geboren sind. Sie kommen aus mehr oder weniger weiten Ländern hierhin. Sie sind Einwanderer. Manche kommen nur in der Saison, vom späten Frühjahr bis zum Herbst. Wir könnten Sie gar nicht Voll-Time bezahlen. Sie helfen uns sehr, denn die Arbeit muss getan werden. Leider sind die Verhältnisse in unserer Lebensmittel- Erzeugung und Vermarktung IMMER noch so, dass wir nicht genügend Menschen finden, die zu den bezahlbaren Honoraren die nicht leichte Arbeit schaffen können. Besonders zeigt sich dieses Thema in der Urproduktion, bei der Erzeugung der Pflanzen und der Umgang mit den Tieren. Die Nahrungs- Pflanzen benötigen Pflege und kräftiges Zupacken. Sie wachsen nunmal im Boden und dieser will schon gepflegt werden, was heutzutage glücklicherweise viele Maschinen erledigen können. Dennoch, der Boden braucht Zuwendung, wozu der tierischen Mist ein wesentlicher Könner ist. Auch die Zwischensaaten und sogenannte Gründüngung sind wichtige Boden- Pflegeelemente. Das alles benötigt anpackende Hände. Sodann wächst zugleich mit unseren Kulturpflanzen das Unkraut, was ja manche nicht so nennen wollen, wobei ich denke, dass dieses diejenigen sind, die am wenigsten mit diesem Unkraut zu tun haben. Das Unkraut wächst jedoch dort, wo es besser nicht wachsen sollte, es ist eben unartig und von daher muss der Mensch aus der Not des Nahrungsmittelerwerbes es können, das Unkraut zu entfernen. Das ist meist viel Handarbeit, wenngleich es heutzutage schon sehr gute Geräte und Maschinen, sogar schon elektronisch gesteuerte Unkrauthacken hinter dem Trecker gibt, die zwar sehr viel Geld kosten, aber bald unerläßlich sein werden. Denn, wie gesagt, woher kommen die Hände und Köpfe, die hier anpacken? Und weil das immer schwieriger zu meistern wird, wird es auch zukünftig schwieriger werden, gute Nahrungsmittel zu erzeugen. Dazu kommt ja der Preisdruck, der nicht weniger wird, wir erleben das ja z.Zt, wo der Verbraucher mehr zu Billigware greift, als zu hochwertiger regionaler Bio-Ware. Vielleicht wird er beim Einkaufen sich sagen, ́es ist vielleicht nicht so gesund diese Nicht- Bio-Ware zu kaufen, aber sooo schlimm wird die billige Ware schon nicht sein, denn die Mehrzahl der Menschen kaufen sie ja auch ́. Das stimmt: Soo schlimm ist die Ware nicht, der gesunde Organismus kann eine Menge vertragen, aber es hilft nun eben einfach nicht der Welt, wenn die Menschen nicht Ihrer Bestimmung nach handeln. Zu dieser Bestimmung gehört ein bewußter Konsum. Der kann freiwillig gut geleistet werden. Jeder nach seiner Möglichkeit. Da wird nichts vorgeschrieben, es ist Freiheit pur. Nur, sie muss aus Bewusstheit, aus innerer klarer Bewusstheit ergriffen werden.
Goethe schreibt:
Alles gescheite ist schon gedacht worden, man muss nur versuchen, es noch einmal zu denken.
Wie kann man sich selbst kennen lernen?
Durch Betrachten niemals, wohl aber durch handeln. Versuche deine Pflicht zu tun, und du weißt gleich, was an dir ist.
Was aber ist deine Pflicht?
Die Forderung des Tages.
Auswandern?
Zu Goethes Zeiten schon gab es große Auswanderungsbestrebungen. Das erwählte Land war wohl oft Amerika. Man suchte die Freiheit. Dort konnte alles frei ergriffen werden, es war alles neu. Zumindest hoffte man das. Auswanderergemeinschaften und Vereine gründeten sich. Sie halfen beim Ergreifen und Realisieren dieses großen Schrittes, denn es waren sehr viele Familien, die diesen Schritt gehen wollten. Es gab wohl auch manche, die zurückkehrten, um mit dem dort erlernten hier neu zu beginnen. In dem Buch; Wilhelm Meisters Wanderjahre“ erzählt Goethe von diesen Bestrebungen und den Menschen, die erwägen, diesen Entschluss zu fassen. So gab es auch viele Menschen, die in den Bergen einsam lebten und ihr Brot mit der Verarbeitung von Baumwolle verdienten, was ihnen bislang ein erträgliches Ein-kommen erzielte. Nun war es jedoch gefährdet, weil das eben erwähnte Maschinen-wesen um sich griff. Die Erlöse konnten nicht mehr erzielt werden, man konnte nicht mehr von seiner Handarbeit leben. Auch die landwirtschaftliche Urproduktion brachte kein erträgliches Einkommen ein. Die Lebensmittel waren nicht ehrlich bezahlt. Zudem war das Naturrisiko von schlechten Ernten erheblich. Gerade in den Bergen war eine Landwirtschaft ein mühsames Geschäft. So entstand im 18.Jahrhundert das handwerkliche Garnwesen, was wohl besonders viele Familien in den armen Bergregionen ergriffen und sie damit ein Einkommen bekamen.
Das ist ja auch heute noch ein Zustand, den viele Menschen auf unserer Erde haben; von der Urproduktion können sie kein erträgliches Einkommen generieren, sodass sie vielleicht aufbrechen um in den großen Städten ihre Existenz aufbringen zu können.
Nun feiern wir ja das Adventsfest, es ist Zeit zum Lesen.
Advent, ich schrieb es letzte Woche, kommt von ankommen, Adveniere.
Der Schöpfergott sendet seinen Sohn auf diese Erde, in vier Wochen kommt er auf dieser Erde an, was wir das Weihnachtsfest nennen. Nun geht es um die Bemühungen von uns Menschen, zu erfassen, was denn dieses bedeuten kann; da kommt eine Gottheit auf dieser Erde an. Warum kommt sie denn überhaupt, ist sie nicht sowieso irgendwo hier, sie hätte doch alle Möglichkeiten hier zu sein. Für wen kommt Sie denn hier an, warum kommt Sie denn, wenn sie dieses alles auf der Erde einerseits geschaffen haben haben soll und andererseits aber soviel Leid auf dieser Erden ist. Bis nun zum Leide des Klimawandels! Gut zu wissen, auch Generationen vor uns hatten ihre Zukunftsängste. Da ich ein begeisterter Goethe Leser bin, hier etwas von ihm für adventliches Lesen: Zwei Seiten, von etwa 300, aus Goethes „Wilhelm Meisters Wanderjahren“. Drittes Buch, fünftes Kapitel. Wer weiter lesen möchte, kann das dann finden. Etwa 360 Seiten zuvor sind „Wilhelm Meisters Lehrjahre“
Goethe- Wilhelm Meisters Wanderjahre
Aus Leonardos Tagebuch
Tief in der Nacht war ich nach mühsam erstiegener halber Gebirgshöhe eingetroffen, in einer leidlichen Herberge und ward schon vor Tagesanbruch aus erquicklichem Schlaf durch ein andauerndes Schellen- und Glockengeläute zu meinem großen Verdruss aufgeweckt. Eine große Reihe Saumrosse zog vorbei, ehe ich mich hätte ankleiden und Ihnen zuvor eilen können. Nun erfuhr ich auch, meinen Weg antretend, der bald, wie unangenehm und verdrießlich solche Gesellschaft sei, das monotone Geläute betäubt die Ohren; das zu beiden Seiten weit über die Tiere hinaus reichende Gepäck (sie trugen diesmal große Säcke Baumwolle) streift Wald einerseits an die Felsen, und wenn das Tier, um dieses zu vermeiden, sich gegen die andere Seite zieht, so schwebt die Last über dem Abgrund, dem Zuschauer, Sorge und schwindelerregend, und was das schlimmste ist. In beiden fällen bleibt man gehindert, an ihnen vorbei zu schleichen und den Vortritt zu gewinnen. ndlich gelangt ich an der Seite auf einen freien Felsen, wo Sankt Christoph, der mein Gepäck kräftig ein her trug, einen Mann begrüßte, welcher stille dastehend, den vorbeiziehenden Zug zu Mustern schien. Es war auch wirklich der Anführer; nicht nur gehörte ihm eine beträchtliche Zahl der lasttragenden Tiere, andere hatte er selbst neben ihren drei Treibern gemietet, sondern er war auch Eigentümer eines geringen Teil der Ware; vornehmlich aber Bestand sein Geschäft darin, für größere Kaufleute, den Transport der ihrigen treulich zu besorgen. Im Gespräch erfuhr ich von ihm, dass dieses Baumwolle sei, welche aus Mazedonien und Zypern über Trieste, und vom Fuß des Berges, auf Maultieren und Saumrossen zu diesen Höhn und weiter bis jenseits des Gebirges gebracht werde, wo Spinner und Weber in Unzahl durch Täler und Schluchten einen großen Vertrieb gesuchter Waren ins Ausland vorbereiteten. Die Ballen waren bequemeren Ladens wegen Teils anderthalb, teils drei Zentner schwer, welches Letztere die volle Last eines Saumtieres ausmacht. Der Mann lobte die Qualität der auf diesem Wege ankommenden Baumwolle, verglich sie mit der von Ost und West Indien, besonders mit der von Cayenne, als der bekanntesten; er schien von seinem Geschäft sehr gut unterrichtet, und da es mir auch nicht ganz unbekannt geblieben war, so gab es eine angenehme und nützliche Unterhaltung. In dessen war der ganze Zug vor uns vorüber, und ich erblickte nur mit Widerwillen, auf dem in die Höhe sich schlängelnden Felsweg, die unabsehliche Reihe dieser bepackten Geschöpfe, hinter denen her man schleichen und in der herankommenden Sonne zwischen Felsen braten sollte. In dem ich mich nun gegen meinen Boden darüber beschwerte, trat ein untersetzter, munterer Mann zu uns heran, der auf einem ziemlich großen Reff eine verhältnismäßig leichte Bürde zu tragen schien. Man begrüßte sich und es war gar bald am derben Händeschütteln zu sehen, dass Sankt Christoph und dieser Ankömmling einander wohl bekannt seien; da erfuhr ich denn so gleich über ihn folgendes: für die entfernteren Gegenden im Gebirge, woher zum Markte zu gehen für jeden einzelnen Arbeiter zu weit wäre, gibt es eine Art von untergeordnetem Handelsmann oder Sammler, welcher Garnträger genannt wird. Dieser steigt nämlich durch alle Zähler und Winkel, betritt Haus für Haus, bringt den Spinnern Baumwolle in kleinen Partien, tauscht dagegen Garn ein, oder kauft es, von welcher Qualität es auch sein möge, und überlässt es dann wieder mit einigen Profit im Größen an die unterhalb ansässigen Fabrikanten. Als nun die Unbequemlichkeit, hinter den Maultieren her zu schlendern, abermals zur Sprache kam, lud mich der Mann so gleich ein, mit ihm ein Seitental hinab zu steigen, dass gerade hier von dem Haupttal sich trennte um die Wasser nach einer anderen Himmelsgegend hinzu führen. Der Entschluss war bald gefasst, und nachdem wir mit einiger Anstrengung einen etwas steilen Gebirgskamm überstiegen hatten, sahen wir die jenseitigen Abhänge vor uns, zuerst höchst unerfreulich: das Gestein hatte sich verändert und eine schiefrige Lage genommen; keine Vegetation, beliebte Fels und Geröll, und man sah sich von einem schroffen nieder, stieg bedroht, Quellen rieselten von mehreren Seiten zusammen; man kam sogar an einem mit schroffen Felsen umgebenden kleinen See vorbei. Endlich traten einzeln und dann mehr gesellig Fichten, Lärchen und Birken hervor, dazwischen sodann zerstreute, ländliche Wohnungen, freilich von der kärglichsten Sorte. Jeder von ihren Bewohner selbst zusammen gezimmert, aus verschränkten Balken, die großen schwarzen Schindeln der Dächer mit Steinen beschwert, damit sie der Wind nicht weg führe. Unerachtet dieser äußern traurigen Ansicht, war der beschränkte innere Raum doch nicht unangenehm; warm und trocken, auch reinlich gehalten, passte er gar zu gut zu dem frohen Aussehen der Bewohner, bei denen man sich also bald ländlich, gesellig fühlte. Der Garnträger schien erwartet, auch hatte man ihm aus dem kleinen Schiebe Fenster entgegen gesehen, denn er war gewohnt, womöglich immer an dem selben Wochentage zu kommen; er handelt das Gespinst ein, teilte frische Baumwolle aus; dann ging es rasch abwärts, wo mehrere Häuser in geringer Entfernung nahe standen. Kaum erblickt man uns, so laufen die Bewohner begrüßend zusammen, Kinder drängen sich hinzu und werden mit einem Eierbrot, auch einer Semmel hoch erfreut. Das Behagen war überall groß und vermehrt, als sich zeigte, dass Sankt Christoph auch der gleichen aufgepackt und also gleichfalls die Freude hatte, den kindlichsten, Dank ein zu ernten; umso angenehmer für ihn, als er sich, wie sein Geselle mit dem kleinen Volke gar wohl zu tun wusste.
Die Alten dagegen hielten mancherlei Fragen bereit, vom Krieg wollte jedermann wissen, der glücklicherweise sehr entfernt geführt wurde und auch näher solchen Gegenden kaum gefährlich gewesen wäre. Sie freuten sich jedoch des Friedens, obgleich in Sorge wegen einer anderen, drohenden Gefahr; denn es war nicht zu leugnen, das Maschinenwesen vermehre sich immer mehr im Lande und bedrohen die arbeitsamen Hände nach und nach mit Untätigkeit. Doch ließen sich allerlei Trost und Hoffnungsgründe beibringen. Unser Mann wurde dazwischen wegen manches Lebensfalles um Rat gefragt, ja sogar musste er sich nicht allein als Hausfreund, sondern als Hausarzt zeigen: Wunder Tropfen, Salze, Balsam führte er jederzeit bei sich. In den verschiedenen Häusern eintretend, fand ich Gelegenheit, meiner alten Liebhaberei nach zu hängen und mich von der Spinnertechnik zu unterrichten. Ich ward aufmerksam auf Kinder, welche sich sorgfältig und emsig beschäftigten, die Flocken der Baumwolle auseinander zu zupfen und die Samenkörner, Splitter von den Schalen der Nüsse nebst andern Unreinheiten weg zu nehmen; sie nennen es erlesen. Ich fragte, ob das nur das Geschäft der Kinder sei, erfuhr aber, dass es im Winterabenden auch von Männern und Brüdern unternommen werde. Rüstige Spinnerinnen zogen sodann, wie billig meine Aufmerksamkeit auf sich; die Vorbereitung geschieht folgendermaßen: es wird die erlösende oder gereinigte Baumwolle auf die Karden, welche in Deutschland, Krämpel heißen, gleich ausgeteilt, gekardet, wodurch der Staub davon geht und die Haare der Baumwolle, einerlei Richtung erhalten, dann abgenommen, zu locken fest gewickelt und so zum Spinnen am Rad zubereitet. Man zeigte mir dabei den Unterschied zwischen links und rechts gedreht, im Garn: jenes ist gewöhnlich feiner und wird dadurch bewirkt, dass man die Saite, welche die Spindel dreht um den Wirtel verschränkt, wie die Zeichnung nebenbei deutlich macht, die wir hier leider wie die übrigen nicht mitnehmen können. Die spinnen da sitzt vor dem Rade, nicht zu hoch; mehrere hielten das selbe, mit übereinandergelegten Füßen in festem Stande, andere nur mit dem rechten Fuß, den linken zurücksetzend. Mit der Hand dreht sie die Scheibe und reicht so weit aus, so weit und so hoch sie nur reichen kann, wodurch Schöne Bewegungen entstehen und eine schlanke Gestalt, sich durch zierliche Wendung des Körpers und runde Fülle der Arme, gar vorteilhaft auszeichnet; die Richtung, besonders der letzten spinnweise gewährt einen sehr malerischen Kontrast, so dass unsere schönsten Damen einen wahren Reiz und Anmut zu verlieren nicht zu fürchten dürften, wenn sie einmal anstatt der Gitarre das Spinnrad handhaben wollten. In einer solchen Umgebung drängten sich neue, eigene Gefühle mir auf; die schnarchenden Räder haben eine gewisse Beredsamkeit, die Mädchen singen, Psalmen, auch, obwohl seltener, andere Lieder. Zeisige und Stieglitze, in Käfigen aufgehangen, zwitscherten dazwischen, und nicht leicht möchte ein Bild regeren Lebens gefunden werden als in einer Stube, wo mehrere Spinnerinnen arbeiten. Dem beschriebenen Rädli Garn ist jedoch das Brief Garn vorzuziehen. Hier zu wird die beste Baumwolle genommen, welche längere Haare hat als die andere. Ist sie rein gelesen, so bringt man sie, anstatt zu krempeln, auf Kämme, welche aus einfachen Reihen langer, stählerner Nadeln bestehen, und kämmt sie, alsdann wird das längere und feinere Teile der selben mit einem stumpfen Messer bänderweise -das Kunst Wort heißt ein Schnitz- abgenommen, zusammen gewickelt und in eine Papierdüte getan und diese nachher an der Kunkel befestigt. Aus einer solchen Düte wird nun mit der Spindel von der Hand gesponnen; daher heißt es aus dem Briefspinnen und das gewonnene Garn Brief Garn. Dieses Geschäft, welches nur von ruhigen, bedächtigen Personen getrieben wird, gibt der Spinnerin ein sanfteres Ansehen als das am Rade; kleidet dies letzte eine große, schlanke Figur zum Besten, so wird durch jenes eine ruhige, zarte Gestalt gar sehr begünstigt. Der gleichen verschiedene Charaktere, verschiedenen Arbeiten zugetan, erblickte ich mehrere in einer Stube und wusste zuletzt nicht recht, ob ich meine Aufmerksamkeit der Arbeit oder den Arbeiterinnen zu widmen hätte. Leugnen aber dürfte ich nicht so dann, dass die Berg Bewohnerinnen, durch die seltenen Gäste aufgeregt, sich freundlich und gefällig erwiesen. Besonders freuten sie sich, dass ich so genau mich nach allem erkundigte, was sie mir vor sprachen, bemerkte, ihre Gerätschaften und einfaches Maschinenwerk zeichnete, ja selbst ihre Arme, Hände und hübschen Glieder mit Zierlichkeit flüchtig ab schilderte, wie hier neben zu sehen sein sollte. Auch wart, als der Abend herein trat, die vollbrachter Arbeit vor gewiesen, die Vollen Spindeln, in den dazu bestimmten Kästchen beiseite gelegt und das ganze Tagewerk sorgfältig aufgehoben. Nun war man schon bekannter geworden die Arbeit jedoch ging ihren Gang; nun beschäftigte man sich mit dem Haspeln und zeigte schon viel freier, teils die Maschine, teilt die Behandlung vor, und ich schrieb sorgfältig auf. Der Haspel hat Rad und Zeiger, so dass sich bei jedesmaligem Umdrehen eine Feder hebt, welche nieder schlägt, so oft hundert Umgänge auf den Haspel gekommen sind. Man nennt nun die Zahl von 1000 Umgängen einen Schneller. Nach deren Gewicht, die verschiedene Feine des Garns gerechnet wird. Rechts gedreht, gone gehen 25 bitte bis 30 auf ein Fund; links gedreht, 60-80, vielleicht auch 90. Der Umgang des Haspel wird ungefähr sieben Viertel Ellen Oder etwas mehr betragen und die schlanke, fleißige Spinnerin behauptete, vier, auch fünf Schneller, das wären 5000 Umgänge, also 8-9000 Ellen Garn täglich am Rade zu spinnen; sie erbot sich zur Wette, wenn wir noch einen Tag bleiben wollten. Darauf konnte dann doch die stille und bescheidene Briefspinnerin es nicht ganz lassen und Versicherte: dass sie aus dem Pfund 120 Schneller spinne in verhältnismäßiger Zeit. (Brief Garnspinnen geht nämlich langsamer. Als Spinnen am Rade, wird auch besser bezahlt. Vielleicht spinnt man am Rade wohl das Doppelte.) Sie hatte eben die Zahl, der umginge auf dem Haspel Fall und zeigte mir, wie nun das Ende des Fadens, ein paarmal umgeschlagen und geknüpft werden; sie nahm den Schneller ab, drehte ihn so, dass er in sich zusammen lief, zog das eine Ende durch das andere durch und konnte das Geschäft der geübten Spinnerin als vollbracht, mit unschuldiger Selbstgefälligkeit vorzeigen. Da nun hier weiter nichts zu bemerken war, stand die Mutter auf und sagte: da der junge Herr doch alles zu sehen wünsche, so wolle sie ihm nun auch die Trockenweberei zeigen. Sie erklärte mir mit gleicher Gutmütigkeit, in dem sie sich an den Weber Stuhl setzte, wie sie nur diese Art handhabt, hin, weil sie eigentlich allein für grobe Kartunne gelte, wo der Einschlag trocken eingetragen und nicht sehr dicht geschlagen wird; sie zeigte mir denn auch solche trockene Ware; diese ist immer glatt, ohne Streifen und Quadrate oder sonst irgendein Abzeichen, und nur fünf bis fünfeinhalb viertel Ellen breit.
Der mondleuchtete hell vom Himmel, und unser Gartenträger bestand auf einer weiteren Wallfahrt, weil er Tag und Stunde halten und überall richtig eintreffen müsse; die Fußpfade seien gut und klar, besonders bei solcher Nacht Fackel. Wir von unserer Seite erhalten den Abschied durch seidenen Bender und Halstücher der gleichen Ware Sankt Christoph ein ziemliches Paket mit sich trug; das Geschenk wurde der Mutter gegeben, um es an die ihrigen zu verteilen.
Euer Matthias Merholz vom Schniedershof in Wachtendonk, adventlich gestimmt.